Wie früh es plötzlich wieder dunkel wird! Jedes Jahr überrascht mich das aufs Neue, dabei müsste ich es eigentlich wissen. „Schick mir noch ein paar südlichere Tage“, wünsche ich mir mit Rainer Maria Rilke, für die letzten Blüten in meinem Garten, vor allem für die Herbstzeitlosen, denn die mögen keinen Regen.

Bei der Dichterin Hilde Domin standen die Herbstzeitlosen noch auf „den braunen Wiesen des Sommers“. Das ist vorbei. Herbstzeitlosen sind giftig für das Vieh. Von den Wiesen sind sie deshalb schon lange verschwunden und – zum Glück – in die Gärten gewandert. Ihre Blütenblätter schimmern konkurrenzlos schön auf gefühlt viel zu dünnen weißen Stielen, als letzter farbiger Gruß bevor Winter und Dunkelheit den Garten für viele Wochen in seinem Griff halten.

