Wie früh es plötzlich wieder dunkel wird! Jedes Jahr überrascht mich das aufs Neue, dabei müsste ich es eigentlich wissen. „Schick mir noch ein paar südlichere Tage“, wünsche ich mir mit Rainer Maria Rilke, für die letzten Blüten in meinem Garten, vor allem für die Herbstzeitlosen, denn die mögen keinen Regen.

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Die sechs Staubblätter sind typisch für die Herbstzeitlosen.

Bei der Dichterin Hilde Domin standen die Herbstzeitlosen noch auf „den braunen Wiesen des Sommers“. Das ist vorbei. Herbstzeitlosen sind giftig für das Vieh. Von den Wiesen sind sie deshalb schon lange verschwunden und – zum Glück – in die Gärten gewandert. Ihre Blütenblätter schimmern konkurrenzlos schön auf gefühlt viel zu dünnen weißen Stielen, als letzter farbiger Gruß bevor Winter und Dunkelheit den Garten für viele Wochen in seinem Griff halten.

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Herbstzeitlosen lieben die Sonne. Werden die Blüten nass, knicken die Blütenstiele um.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.